Interessantes eBook-Projekt

Hallo zusammen!

Wer hier schon länger mitliest, der weiß vielleicht, dass ich zwar einerseits fest an die Zukunft von eBooks glaube und davon ausgehe, dass sie das gedruckte Buch zwar nicht ablösen, in der Zukunft aber deutlicher als bisher als gleichwertige Alternative angesehen sein werden, dass ich andererseits aber auch kein übermäßiger Fan des Mediums bin. Ich kann – und ich sollte mal wieder – endlose Loblieber auf gedruckte Bücher singen, auf die Haptik, den Geruch, das Gefühl ein neues Buch zu lesen oder Abends am Lesezeichen zu sehen, wie weit man derzeit so ist in dem Band. Gedruckte Bücher sind toll. Aber eBooks haben ihre Vorteile.

Wer hier schon länger mitliest, der weiß auch, dass ich ein mehr oder weniger regelmäßiger Zuschauer bei den TED Talks bin. Das sind Konferenzen, bzw. die Videoaufzeichnungen von Vorträgen auf den Konferenzen. Das Motto von TED ist „Ideas worth spreading“, das Akronym steht für „Technology, Entertainment, Design“ und damit ist quasi auch alles gesagt. Kurator Ted Anderson arbeitet seit 2001 daran, die Konferenz zu öffnen und die Vorträge auch der Außenwelt zugänglich zu machen. Die Konferenz war in den vorigen anderthalb Jahrzehnten vor allem etwas für Leute, die auch dort waren – aber seit 2006 erscheinen die Vorträge sogar als besagte Videos – im Januar 2011 immerhin schon über 800 Stück.
Man kann eine Menge an TED kritisieren, nicht alle Reden sind auf einem Niveau und generelle Vorwürfe über Naivität, Blauäugigkeit und manchmal eine etwas entrückte Weltsicht der Redenden kommen alle nicht von ungefähr – aber das alleine kann nicht aufwiegen, was auch einfach an Qualitäts-Material dort erschienen ist.

Und hellhörig sollte man dann werden, wenn beide Themenbereiche sich plötzlich auf einen gemeinsamen Nenner bewegen. Bei Amazon in Amerika gibt es seit neuerem ein Sub-Label, das sich Kindle Singles nennt. Ein Format, speziell ausgelegt auf Texte, die zu lang für Magazine und zu kurz für ganze Bücher seien; bei 5.000 bis 30.000 Wörtern liegt die Grenze, das Ziel sei es, in diesem Rahmen eine „compelling idea“ zu erläutern.
TED springt nun auf diesen Zug auf, bevor der richtig angerollt ist und liefert mit TED Books schriftliche Ausarbeitungen einiger ausgewählter Themen durch Redner, die es schon im Rahmen eines Talk vorgestellt haben.

Jetzt fallen mir dazu spontan eine Reihe Sachen ein, die diese lange Vorrede hoffentlich rechtfertigen. Zunächst: Es ist mal wieder eines jener interessanten Projekte, wo Leute tendenziell Geld für etwas bezahlen, was sie in anderer Form – hier: Video – auch im Netz bekommen. Aber das meine ich nicht negativ.

Aber dann kommen wir schon zu den knackigeren Punkten: Ohne dass ich es jetzt so klingen lassen möchte, dass ich eBooks als „kleine Variante“ von Büchern empfinde – für Produkte dieser Art und dieses Umfangs ist es ein wirklich interessantes Format.
Die Erfahrung lehrt, dass gedruckte Bücher einen Grundrpreis haben, der relativ unabhängig vom Umfang ist. Der Einband kostet immer mehr oder weniger das gleiche, das Verleimen (o.ä.) auch – und beides zusammen macht einen Großteil der Produktionskosten aus. Nun sind die Bücher gerade im Moment mit rund 5,74 US-$ noch immer relativ teuer, vor allem gerade bei dem kleinen Umfang. Aber hier wird es auch interessant, denn – ob sie es nutzen werden, weiß ich natürlich nicht – hier liegt vielleicht der schmale Sims, an dem digitale Bücher in den Bereich jenes Preisformates gebracht werden, dass iTunes & co. so erfolgreich gemacht hat.
Denkt es euch so: Langeweile? Ungeplanter Aufenthalt im Bahnhof, aber nur 20 Minuten Restfahrt, so dass ein Roman vom Bahnhofsbuchhandel nicht zwingend lohnt? Wenn die Dinger nicht fast sechs, sondern so zwei Dollar kosten würden, oder 1,50 – einen Coffee to go und dann in ähnlicher Preisliga noch eine Lektüre über Amazons ubiquitäres WhisperNet, die für die Fahrt reicht, aber auch nicht mehr?Das hat Potential, denke ich.

Alles in allem wirkt mir das erste Line-Up der Kindle Singles TED Books (yeah, was’n Kauderwelsch) noch etwas roh und unausgegoren. Aber ich denke, die haben da etwas an der Hand.
Etwas, was man als Autor im Auge behalten sollte. Das könnte sich sogar als lohnend erweisen – und das alleine ist im schreibenden Metier schon ungewöhnlich genug.

Viele Grüße,
Thomas

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